Wenn wir Videos für Snapchat oder Instagram machen, dann filmen wir klar im Hochformat. Es ist für uns völlig selbstverständlich. In vielen Bereichen wird noch am vertrauten Querformat festgehalten, wie bei Musikvideos oder Werbefilmen. Was Lena Meyer-Landrut in ihrem neuen Musikvideo zu “Don’t lie” anders macht und wie man das Hochformat gezielt im Marketing einsetzen kann, das erfahrt ihr hier.
“Wenn wir heute ein vertikales Framing schaffen wollen, müssen wir 100 Jahre Filmgeschichte aus dem Fenster werfen.”
Wir befinden uns momentan mitten in einer Video-Revolution. Das traditionelle 16:9 Format wird auf den Kopf gestellt oder vielmehr um 90 Grad gedreht. Vertical Videos sind auch dieses Jahr ein zentrales Thema für Kreative und Marketingmanager. “Wenn wir heute ein vertikales Framing schaffen wollen, müssen wir 100 Jahre Filmgeschichte aus dem Fenster werfen.” So formuliert es der brasilianische Filmemacher Marcel Izidoro. Vertikale Videos funktionieren komplett anders als das klassische Querformat. Umdenken und Kreativität sind gefordert. Lena Meyer-Landruts neues Musikvideo zeigt uns, wie wir mit dem Hochformat umgehen, und die Vorteile nutzen können.
Lena’s neues Musikvideo ist ein Vertical Video
Als ich das Video zu Lena’s neuer Single „Don’t Lie to me“ gesehen habe, war ich von der vertikalen Ausrichtung total begeistert. Die Message des Songs wird durch das Video unterstützt und als iPhone-User wirkt es so als, findet das komplette Video auf meinem eigenen Smartphone statt. Wieso? Das Video wirkt wie eine Bildschirmaufnahme eines iPhones, die Interaktion mit dem Smartphone und den Apps zieht sich durch das gesamte Video. Beeindruckend dabei ist, wie das Video die Bedeutung des Songtextes in den Fokus zieht: Man gibt sich fröhlich und positiv (auf sozialen Netzwerken), obwohl es in einem selbst ganz anders aussieht.
Produziert wurde das Video vom selbsternannten Instagram-Papst Paul Ripke, ein deutscher Fotograf, der in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen hat das er ein gutes Gespür im Bereich Social-Media besitzt. Er arbeitet nicht nur mit vielen Influencern zusammen, sondern betreut auch seit einigen Jahren den Social-Media Account des Mercedes-AMG F1-Teams. Das Motion Design verantwortet Fynn Kliemann – Webdesigner, Musiker und YouTuber. Seine drei YouTube Kanäle verzeichnen zusammen gute eine Million Abonnenten.
Neuer Song, aber alte Idee?
Das Video hat innerhalb von einer Woche knapp 1.000.000 Aufrufe bekommen. Die Kommentare, in denen die Machart des Videos als kreativ und innovativ gelobt werden häufen sich. Viele Fans sind begeistert von Lenas Video und nennen es innovativ und kreativ, so wie dieser User.
Das Prinzip vertikales Video plus Screenrecording ist keine neue Idee. So hatten sich in der Vergangenheit schon einige nationale oder internationale Musiker an Hochformat Videos versucht. Obwohl Lenas Video nicht so innovativ und kreativ ist, wie einige Fans beteuern: Es wird online als absolute Neuheit gehandelt und kann wegweisend sein. Viele internationale Musiker produzierten bereits vertikale Musikvideo-Versionen. Aber die offiziellen Musikvideos bleiben im Querformat. Die vertikalen Versionen wirken langweilig, nutzen die neuen kreativen Möglichkeiten des Vertical Videos nicht aus.
Ein gutes Beispiel dafür ist das vertikale Video von Camilla Cabello zu ihrem Song „Havanna“:
Ein Vertical Video kann keine Kopie eines 16:9 Videos sein. Eine die das verstanden hat, ist Selena Gomez. 2017 veröffentlichte Sie ein Vertikal Musikvideo zu ihrem Song „Bad Liar“ was ausschließlich über das Smartphone oder der Spotify-App abrufbar war. Das aktuelle Video von Lena ist für mich nur ein weiterer Beweis das Vertikale Videos immer mehr Beachtung und an Relevanz gewinnen werden, egal ob in der Musikindustrie oder in der Werbebranche. Gerade für uns als Kreative ist es wichtig das kreative Potenzial von Vertical Videos zu nutzen.
Wie kann ich Vertical Videos richtig einsetzen?
Bei Vertical Videos kommt es auf die kreative Nutzung des Formats an und nicht darauf auf Querformat ausgelegte Inhalte ins Hochformat zu quetschen. Hochformat Videos bieten eine perfekte Platzierungsmöglichkeit von Texten, ohne dabei das eigentliche Motiv zu überdecken oder zu beeinträchtigen, außerdem wird der Bildschirm des Nutzers zu 100% genutzt. Die gesamte Aufmerksamkeit des Konsumenten fällt auf die Marke und deren Botschaft ohne das er von Kommentaren oder weiteren Texten abgelenkt wird.
Klar sind Vertical Videos nicht für alles geeignet. Der Hauptgrund für das Einsetzen von Hochformat Videos ist die vermehrte Smartphone-Nutzung. Wer eine junge Zielgruppe, die den Großteil mit ihrem Smartphone verbringt, erreichen will der sollte Vertical Videos ausprobieren.
„Clever eingesetzte vertikale Videoinhalte – die einst als amateurhafter Fehler abgetan wurden – sind heute oft Vorreiter im fantasievollen Storytelling.“
– Jonas Thaysen
Spielt man die Idee mit den aufpoppenden Nachrichten weiter, so könnte man interaktive Flächen integrieren und dem Nutzer somit die Möglichkeit geben zu interagieren. Ob man die weitere Handlung beeinflusst oder man eine Erinnerung setzt, bleibt der eigenen Kreativität überlassen.
Traut euch
Bei all diesen Informationen solltet ihr grundsätzlich nicht vergessen, dass Vertical Videos noch ein relativer neuer Trend ist und auch die Konsumenten erst noch herausfinden müssen was sie davon eigentlich erwarten. Bedeutet also für euch: Traut euch, jetzt ist die Beste Zeit um zu experimentieren und neue Dinge auszuprobieren. Vertical Videos bieten uns als Kreative eine Spielwiese auf der wir neue Möglichkeiten entdecken und entwickeln können. Die Regeln des Querformats müssen über Bord geworfen werden und wir können alles komplett neu denken.
Profitiert von den Vorteilen von Hochformat Videos und sprecht uns an, gemeinsam können wir auch eure Idee um 90 Grad drehen und verwirklichen.
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