Am 15. März 2019 stürmte Rechtsterrorist Brenton Tarrant mit Schusswaffen in zwei Moscheen in Christchurch und tötete insgesamt 51 Menschen, darunter auch Kinder. Er verletzte außerdem 50 weitere Personen, einige davon schwer. Nicht nur das dieser Terrorakt derjenige mit den meisten Todesopfern in Neuseeland seit 1943 war. Es war auch einer, den viele Menschen auf der ganzen Welt live miterleben konnten. Sie konnten unter anderem mitansehen, wie Tarrant nach einer kurzen Autofahrt die Moschee erreicht, das Feuer auf vor der Moschee stehende Personen eröffnet, das Gebäude betritt und innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Menschen niederschießt. Das Video ging 17 Minuten lang. Es wurde in Echtzeit von weniger als 200 Nutzern angesehen. Insgesamt sahen es jedoch 4000 Menschen, bevor es Facebook entfernte. Einem Nutzer gelang es jedoch eine Kopie im Netz hochzuladen, noch bevor Facebook das Video entdeckte.

Für Facebook begann damit ein wahrer Marathon. Denn allein in den ersten 24 Stunden wurden 1,5 Millionen Kopien des Videos gelöscht. Davon wurden 1,2 Millionen bereits während sie hochgeladen wurden gestoppt. Nutzer versuchten die automatische Erkennung des Videos dadurch auszuhebeln, indem sie Veränderungen am Video vornahmen.

Die Tat und der grausame Live-Stream waren ein Schockmoment für Menschen auf der ganzen Welt und Grund genug für Plattformen wie Facebook ihren Live-Übertragungsdienst zu verschärfen.
Doch wird dieser Schritt den Missbrauch von Live-Übertragungen in Zukunft verhindern können? Wir geben einen Überblick über die Pläne der Social-Media-Plattform und beantworten einige relevante Fragen.

Nach den furchtbaren Terroranschlägen kürzlich in Neuseeland haben wir überprüft, was wir tun können, damit unser Dienst nicht verwendet wird, um anderen zu schaden oder Hass zu verbreiten.”

Dies sagte Facebooks Vizepräsident für Produktmanagement Guy Rosen. Schon ein einziger Regelverstoß soll zukünftig für Sperren führen und der Zugang zur Livestreaming-Funktion könnte für einen bestimmten Zeitraum blockiert werden, so Rosen. Ebenfalls seien weitere Einschränkungen geplant. So sollen von der Live-Plattform ausgeschlossene User auch keine Anzeigen bei Facebook schalten können.

Strengere Regeln für alle Plattformen geplant

Die Einführung strengerer Regeln wurde von Facebook kurz vor Beginn des Christchurch Gipfels beschlossen. Dieser wurden durch den neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einberufen.

Beide möchten gemeinsam mit anderen Staats- und Regierungschefs eine Initiative durchsetzen, die Livestream-Übertragungen von Terrorangriffen zukünftig verhindern kann.

Während dem Gipfel unterzeichneten neun Internetkonzerne den sogenannten Chirstchurch-Aufruf. Dieser soll sie dazu verpflichten, „transparente und zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen, um das Hochladen von terroristischen und gewalttätigen extremistischen Inhalten zu vermeiden.“ Neben Facebook gehörten auch YouTube, Amazon, Microsoft, Google und Twitter zu den unterzeichnenden Internetriesen.

Welche Regelverstöße führen zum Ausschluss?

Facebook nannte als Beispiel für einen schwerwiegenden Regelverstoß die Weiterleitung eines Links zu einer Mitteilung einer Terrorgruppe genannt. Eine erste Sperrung soll dabei rund 30 Tage lang gelten.

Außerdem möchte man über 7 Millionen Dollar in ein Forschungsprojekt stecken. Wissenschaftler sollen dabei gemeinsam mit Facebook die Bilderkennung in Videoaufnahmen verbessern. Vor allem bei von Nutzern hochgeladenen Kopien des Christchurch-Videos hatte Facebook Schwierigkeiten den Inhalt zu erkennen, wenn etwas daran verändert wurde.

Wird es in der Zukunft wieder ein Christchurch geben?

Die Regeln, die Facebook eingeführt hat, klingen gut. Doch ob sie dermaßen ausgereift sind, dass es nie wieder zu einem Fall wie in Christchurch kommen wird? Wir werden sehen. Was ist, wenn ein Regelverstoß zuvor nicht stattgefunden hat? Wie sieht es aus wenn sich ein neuer Nutzer nur, als neuer Nutzer anmeldet, um den Live-Stream auszunutzen?

Das Forschungsprojekt könnte dafür sorgen, dass es tatsächlich in Zukunft nicht mehr zu einem derartigen Fall kommen kann. Werden wir jedoch dann durch fälschliche Filter ähnlich wie bei Artikel 13 in unserer Freiheit im Internet eingeschränkt? Viele Nutzer fürchten sich vor der totalen Zensur. Wir werden die Entwicklungen auf jeden Fall weiter verfolgen und euch auf dem Laufenden halten.

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