Habt ihr ich auch schonmal gefragt, wieso ein Buch manchmal eine andere Story hat als die Verfilmung? Wieso werden Szene geändert oder kommen gar nicht im Film vor? Diese Frage hat mich beschäftigt, als ich vor kurzem den Film ‚After Passion‘ im Kino gesehen habe. Nachdem ich die Bücher leidenschaftlich gerne gelesen hatte, war die Vorfreude auf dem Film natürlich groß. Jede einzelne Szene hatte ich ganz genau im Kopf und war deshalb gespannt darauf, sie endlich auf der großen Leinwand zu sehen.
Dann kam allerdings die große Enttäuschung: Die Story im Buch und das, was ich im Kino zu sehen bekam, waren zwei verschiedene Welten. Zum Teil waren die Szenen überstürzt und ließen die Story im Film kürzer erscheinen. Einerseits verständlich, denn die Geschichte im Buch ist von Anfang bis Ende detailliert beschrieben und hat somit auch eine gewisse Länge. Die Macher des Films hingegen müssen sich an ihre Filmminuten halten. Deshalb kann ich natürlich verstehen, wieso einige meiner Lieblingsszenen aus dem Buch garnicht im Film vorkamen.
Die Autorin Anna Todd hatte es selbst in einem Interview erwähnt: Die Tatsache, dass sie versuchten, ein Buch mit 100 Kapiteln zu komprimieren, bedeutete, dass sie gezwungen waren, entweder etwas von der Erzählung oder der Tiefe des Charakters zu opfern. Im Großen und Ganzen sehen das viele Kritiker des Films ähnlich. Es gibt aber auch durchaus positive Stimmen, die den Film loben. Haben die alle die Bücher nicht gelesen?
Für alle, die „After Passion“ nicht kennen und gerne wissen würden, von welchem Film die Rede ist, der Link zum Trailer:
Unterschied zwischen Buch und Film
After Passion ist nur ein Beispiel von vielen. Bücher und Filme können in den meisten Fällen ganz unterschiedliche Erzählungen hervorrufen. Das bedeutet also, dass die gelesene Geschichte und das, was ich letztendlich auf der Leinwand im Kino sehe, manchmal nur noch wenig miteinander zu tun hat. Es gibt zwei Aussagen, die man Buchverfilmungen gerne nachsagt:
„Das Buch war besser, als der Film“
oder
„Der Film war besser, als das Buch“.
Eine Meinung der beiden vertreten wir so gut wie immer. Aber ist das auch wirklich immer richtig? Kann ich wirklich das Buch mit der Verfilmung vergleichen? Die Vorstellungskraft der Menschen spielt dabei eine große Rolle. Schon während wir das Buch lesen, sehen wir die einzelnen Szenen vor unserem geistigen Auge und formen gewisse Handlungen nach unseren Vorstellungen. Zu einer Enttäuschung kommt es dann, wenn die Buchverfilmung nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Ein anderer wichtiger Punkt, wieso diese zwei Medien oftmals unterschiedlich sind, ist die Länge. Ein Buch mit einer Story von knapp 700 Seiten oder gar mehreren Teilen, kann niemals in eine Filmlänge von Maximal zwei Stunden gepackt werden. Deshalb werden viele Szenen weggelassen oder geändert, oft zum Leid derer, die das Buch zuvor gelesen haben.
Die gleiche Handlung in zwei solch unterschiedliche Medien zu transportieren, ist einfach nicht leicht. Während in einem Text alles durch die Schriftsprache ausgedrückt werden muss, setzt der Film auf Bild und Ton. Im Roman werden Emotionen durch sprachliche Schilderungen und Beschreibungen erzeugt. Wie die Figuren und Szenen letztendlich aussehen, bestimmen wir selbst. Wir visualisieren das gelesene in unserem Kopf. Der Film hingegen kann Charaktere und Szenen durch Kameraeinstellung, Musik und nonverbales Verhalten der Figuren verdeutlichen. Jedoch stimmen die Bilder in unserem Kopf einfach manchmal nicht mit denen auf der Leinwand überein.
Buch vs. Film – führt es automatisch zur großen Enttäuschung?
Ist das Buch immer anders als der Film? Nicht jede Buchverfilmung führt unweigerlich zur Enttäuschung. Große Kinofilme wie Harry Potter oder Herr der Ringe, sind die besten Beispiele. Bei den Filmen rund um den jungen Zauberlehrling hat Autorin J.K. Rowling sowohl bei den Buchreihen, als auch bei den Verfilmungen für großes Herzrasen und Spannung gesorgt. Zwar waren auch hier einige der Meinung, dass einiges besser sein könnte, aber die Mehrheit war sowohl vom Buch als auch von den Filmen überzeugt. Vielleicht auch deshalb, weil bei der Verfilmung darauf geachtet wurde, sich bei der Verfilmung so gut wie möglich an die Buchvorlage zu halten. Auf diese Weise wird die eigene Vorstellungskraft vieler Leser doch auf die Leinwand gebracht.
Fazit
Nach After Passion habe ich mir die Frage gestellt: soll ich mir in Zukunft lieber erst die Verfilmung anschauen und dann das Buch lesen? Nein, das ist nichts für mich. Individualität spielt eben beim Lesen eine große Rolle. Ich habe die Szenen während dem Lesen genau im Kopf. Ich schmecke, rieche, höre und sehe die Geschichte eben so, wie sie vor meinem geistigen Auge abläuft.
Hinter einem Film aber stecken Regisseure, Produzenten, Schauspieler oder Maskenbildner. Sie alle haben Einfluss auf die Szenen, Charaktere und Bilder. Die Geschichte, wie sie sich während des Lesens in meinem Kopf abspielt, kann nie exakt so auf die Leinwand gebracht werden. Dafür sind eben zu viele Köpfe an einem Film beteiligt. Und das ist auch gut so. Denn genau wie das Buch ist auch der Film ein Kunstwerk, welches die Macher auf ihre Art und Weise zum Leben erwecken. Ob er mir dann noch gefällt, ist unwesentlich.
Wenn ich in Zukunft wieder so begeistert von einem Buch bin, dann verzichte ich vielleicht lieber auf den Film, um mir die eigene Vorstellung der Story nicht zu rauben. Falls ich ihn mir doch ansehe, werde ich versuchen, mehr Abstand zur gelesenen Geschichte zu bekommen und einfach den Kinoabend mit einer Tüte Popcorn genießen.
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