Die Corona Krise hat uns ausnahmslos alle fest in der Hand. Zahlreiche Einschränkungen und Verbote bestimmen jetzt unseren Alltag. Zudem kommt hinzu, dass wir Eltern unsere Kinder zu Hause betreuen müssen. Somit versuchen alle Berufstätigen, deren Arbeit es zulässt, im Homeoffice zu bleiben.

Dabei ist das von zuhause aus arbeiten für mich als Redakteurin im Bereich der Videoproduktion nichts Neues. Jedoch ist die Arbeit mit zwei kleinen Jungs (3 und 6 Jahre alt), eine echte Herausforderung. Denn sonst waren die Kleinen in meiner Homeoffice Zeit im Kindergarten.

„Mama ich hab Hunger“, „Mama ich will JETZT raus!“, oder „Mama ich hab die Pflanze um geschmissen“ – Kinder lassen längere konzentrierte Arbeitsstrecken im Homeoffice oftmals nicht zu.

Als bekannt wurde das die Schulen und Kitas schließen werden, sah ich deshalb meine beiden Jungs gefesselt und geknebelt auf dem Boden liegen, während ich am Schreibtisch saß und in meine Arbeit vertieft war. Prima. So kann es funktionieren. Jedoch würden bei dieser Methode wohl schnell andere Probleme auf mich zukommen. Es half also nichts, alle mussten sich arrangieren. Sowohl die Kinder, als auch die Eltern. Ein paar Tipps, wie wir es alle schaffen können von Zuhause aus mit Kids zu arbeiten, ohne unsere Nerven zu verlieren. 

Unterbrechungen: Sie können einfach nicht anders

Wer kennt nicht das Video des Politikwissenschaftlers Robert Kelly und seiner Tochter, die langsam das Zimmer betritt, während er ein TV-Interview gibt. Kinder haben es einfach darauf ihre Eltern bei der Arbeit zu Hause gekonnt zu unterbrechen:

Es ist fast so, als würden sie es darauf anlegen, die Aufmerksamkeit ihrer Eltern von der Arbeit wegzulenken. Ich finde das die Stumm-Taste unserer Telefone die beste Erfindung aller Zeiten ist. Denn so kann nicht jeder hören, wenn mein dreijähriger auf der Toilette sitzt und brüllt: „Mama, ich hab Kaka gemaaaaaaacht!“

Alleine am Arbeiten mit zwei Kids. Es ist klar, dass wir dabei immer wieder mal unsere Arbeit unterbrechen müssen, sei es für das Abwischen eines Kleinkinderpopos oder das Zubereiten eines Sandwiches. Eine durchgehende konzentrierte Arbeit von acht Stunden ist utopisch. Wer sich trösten möchte solche sich vor Augen halten, dass manch Erwachsene es auch ohne kleine Kinder schaffen, sich ständig von der Arbeit im Homeoffice ablenken zu lassen. Wer generell mehrere Stunden konzentriert arbeiten muss, den werden kurze Unterbrechungen nicht zu sehr aus der Bahn werfen.

STOP: Grenzen im eigenen Haus

Physische Barrieren innerhalb der Wohnung sind ein effektives Mittel, um kurze Unterbrechungen nicht zu häufig entstehen zu lassen. Denn ein Fehler vieler Eltern besteht darin, keine Grenzen für ihre Kinder zu setzen. Die Kleinen lernen nämlich sehr schnell, wann Mama oder Papa in Ruhe gelassen werden müssen, man muss ihnen nur dabei helfen. So kann zum Beispiel ein großes STOP-Symbol an der Tür des Arbeitszimmers (wenn vorhanden, bei uns ist es das Schlafzimmer) angebracht werden. Außerdem die gilt dann die Regel: wenn die Tür zu ist, können sie einmal klopfen. Wenn nicht geantwortet wird, sind Mama oder Papa am Telefonieren oder können gerade die Arbeit nicht direkt unterbrechen. Sobald fertig, kommt das Elternteil hinaus und schaut, warum es gebraucht wird. Die Kinder können sich darauf verlassen, das jemand da ist und bleiben ruhig. Natürlich gilt das nur, wenn es kein „echter“ Notfall ist.

Diese physische Barriere verschafft uns wertvolle Zeit im Kampf um eine konzentrierte Arbeitsstrecke. Sowohl Kinder, als auch wir Eltern lernen außerdem den Unterschied zwischen Spiel- und Arbeitszeit. Alles andere führt unweigerlich zu sehr viel Stress, nicht nur für das Elternteil im Homeoffice, sondern die ganze Familie.

Wenn Kinder nicht, wie meine beiden, alt genug sind, um sich selbst über längere Strecken des Tages zu beschäftigen, ist eine Betreuung in Form eines Babysitters sinnvoll. Ebenfalls sitzen jetzt viele Eltern im „selben Boot“ und dürfen aufgrund des Virus ihre Kinder nicht zu den Großeltern geben. So könnten sich Eltern wichtige Zeit für konzentrierte Arbeit oder Besprechungen freischaufeln, indem Sie gegenseitig die Kinder mit anderen berufstätigen Eltern „tauschen“. Eine WhatsApp Gruppe zur Absprache ist für die gemeinsamen Absprachen eine gute Sache.

Sollten sich beide Elternteile zeitweise oder gänzlich im Homeoffice befinden, ist es überschaubar. Denn hier können sich die Eltern in intensiven Arbeitsphasen mit der Betreuung der Kinder abwechseln, sodass eine längere konzentrierte Arbeit am Stück gewährleistet ist.

Meine Jungs sind leider aus der Mittagsschlafzeit raus. Wer jedoch nur ein Kind hat, das auch noch Mittagsschlaf hält, der hat den Jackpot geknackt. Denn auf diese Zeit können beispielsweise Gespräche und Besprechungen verlegt werden.

Lege den Tagesablauf fest und gebe Aktivitäten vor

Machen wir uns nicht vor. Im Homeoffice mit kleinen Kindern ist eine 100-prozentige Arbeitskraft nicht machbar. Das ist den meisten vernünftigen Arbeitgebern bewusst, denn schließlich erledigt das Elternteil zwei Jobs gleichzeitig.

Ein struktureller Tagesablauf ist deshalb verdammt wichtig. So legen wir eine Liste an Aktivitäten für den Homeoffice-Tag fest und haben das Gefühl, das es bedeutend einfacher dadurch wird.

Dies kann sich ganz nach euren individuellen Bedürfnissen richten. Je nach Reihenfolge und Alter der Kinder kann ein Tagesplan ganz unterschiedlich aussehen. So nimmt unser Großer gerne das Rätselbuch in die Hand, während sein kleiner Bruder mit einem Ausmalbild beschäftigt ist. Am Morgen legen wir fest, wann welche Aktivitäten und welche Aufgaben stattfinden. Eine Struktur ist natürlich nach der „Tagesverfassung“ der Kids mehr oder weniger gut einhaltbar;-). Wenn es mit einer groben Zeitplanung klappt, ist es fast schon so, als wäre man im Büro.

Geht raus, haltet Abstand von anderen und tobt sie aus

Eingesperrte Kinder werden zu verrückten Kindern. An Tagen, an denen wir versäumt haben, rechtzeitig raus zu gehen, haben wir zur Belohnung überaktive und launische Kinder, mit denen nichts mehr anzufangen ist. Solange wir in der Coronakrise noch raus „dürfen“ und unter Einhaltung des Mindestabstandes von anderen Menschen spazieren gehen können, machen wir das. Nicht ohne Grund legen Kitas und Schulen morgens Spielpausen ein. Der Aufenthalt im Freien, vor allem auf Grünflächen, kann zudem dabei helfen, mit den eigenen Ängsten in Zeiten von Corona umzugehen. Selbstverständlich solltet ihr dabei immer die aktuelle Sicherheitslage im Auge behalten. Neben dem 2 m Abstand von anderen Menschen bedeutet dies im Moment, sich auch von Spielplätzen fernzuhalten.

Bildschirmzeit einplanen für heiße Phasen

Ich bewundere es immer wieder, wie Eltern es schaffen, ihre Kinder fern von jeglicher Art von Bildschirmen zu halten. Auch ohne die Corona-Krise, gab es bei uns Fernsehen und Tablet-Zeiten. Diese sind jetzt vor allem bei Telefonaten oder konzentrierten Strecken zu einem wichtigen Faktor geworden. Hörbücher, Lernvideos und Spiele Apps für Kinder sind manchmal gar nicht so schlecht, um euch in der heißen Arbeitsphase etwas Ruhe zu verschaffen.

Pausen mit den Kindern einlegen

Wenn Kinder uns aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen im Homeoffice unterbrechen, wird schnell klar, was sie eigentlich von uns wollen: Aufmerksamkeit. Das heißt wir können selbst das Ruder in die Hand nehmen, in denen wir gemeinsame Pausen einlegen. Ich habe beobachtet, das, wenn ich während des Arbeitstages eine kurze Pause einlege, um unseren Jungs ein Buch vorzulesen, danach erstmal wieder lange Ruhe ist. Sie laden quasi ihre „Batterien“ wieder auf und können danach wieder ohne sich an die Gurgel zu gehen, miteinander alleine spielen. Während diesen kurzen zehn Minuten sollten wir den Kids unsere volle Aufmerksamkeit schenken, ohne uns von E-Mails oder dem Handy ablenken zu lassen. Es hilft!

„Auf die Probe gestellt wie nie zuvor“

Angela Merkel sagte in ihrer Ansprache an die Nation, dass wir auf die Probe gestellt werden wie nie zuvor. Niemand kann in dieser Ausnahmesituation perfekt sein. Vor allem nicht Eltern, die versuchen ihre Arbeit nicht zu verlieren und dennoch für ihre Kinder da zu sein. Deshalb sollten wir zu Hause versuchen die Stimmung positiv zu halten. Als Redakteurin beschäftige ich mich viel mit der Coronakrise, jedoch schränke auch ich die ständigen Nachrichten zum Virus mittlerweile ein und versuche mich mehr auf unseren nie da gewesenen neuen gemeinsamen Alltag einzustellen.

Wenn ich am Tage zu etwas nicht komme, das warten kann, ist es kein Weltuntergang mehr. Es wird am Abend erledigt, wenn die Jungs schlafen.

Wenn es eilt und sofort erledigt werden muss, dann lasse ich mir etwas einfallen, dass die Kinder in ruhiger Weise beschäftigt. So bleibt im Grunde nichts mehr liegen (außer der Haushalt:-D).

Unsere beiden Kinder lieben ihren Kindergarten und vermissen ihn. In den ersten Tagen im Homeoffice hatte ich Angst, dass sie uns Eltern dafür verantwortlich machen, nicht mehr hingehen zu können. Auch dachte ich, dass wir ihnen in dieser Situation nicht gerecht werden. Doch diese Ängste haben sich bisher nicht bewahrheitet. Denn Kinder finden sich in neuen Situationen wie selbstverständlich zurecht. Sie nehmen es nicht nur hin, sie machen auch noch das Beste aus allem und sind glücklich, dass wir uns um sie kümmern. So abgedroschen es auch klingt, aber als Erwachsene können wir uns gerade in dieser schwierigen Situation ein ganzes Stück davon abschneiden. 

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